Man weiß nicht, wer zum Anmeldezeitpunkt zu den Hochschulsportkursen mehr leiden muss – die Studierenden oder die Refresh-Knöpfe ihrer Browser. Möglicherweise sind es aber auch die Server, die dem Ansturm standhalten müssen.
So oder so ist die Anmeldung zu den Sportkursen eine Zumutung für alle Beteiligten. Durch das First Come, First Serve-Verfahren, auf das das Hochschulsportzentrum (HSZ) setzt, gehen die Kursplätze an diejenigen, die sich am schnellsten dafür anmelden. Wer also um Punkt 16 Uhr vor dem Computer sitzt und eine gehörige Portion Glück hat, bekommt den Kursplatz. Wer zu dem Zeitpunkt im Zug sitzt, schlechtes Internet hat oder bei der Erstirallye dabei ist, hat Pech gehabt.
Uli Weber, der beim HSZ unter anderem für die EDV verantwortlich ist, verteidigt dieses System. „Die Studierenden wissen direkt, ob sie einen Kursplatz bekommen haben oder nicht“, erklärt er. Wenn man also keinen Platz im Volleyball bekommen hat, kann man immer noch versuchen, sich bei einem anderen Kurs anzumelden. Darüber hinaus werde durch das strikte System eine gewisse Verbindlichkeit geschaffen: Die Verantwortlichen des HSZ sprechen davon, dass in den Sportkursen beinahe immer alle Angemeldeten auch tatsächlich anwesend seien. Es bleibt aber die Frage, ob das am Anmeldeverfahren oder nicht doch eher an den knapp bemessenen Kursplätzen liegt.
16 Kursplätze, 160 Studierende auf der Warteliste
Der Volleyball Level 1 Kurs etwa bietet 16 Plätze. Insgesamt 164 Studierende haben sich jedoch für diesen Kurs angemeldet – genug also, um zehn weitere Volleyballkurse zu füllen. Doch für weitere Termine fehlen die Hallenplätze. Laut Heike Nitzsche, Programmkoordinatorin beim HSZ, seien alle zur Verfügung stehenden Hallen praktisch voll belegt, einige Sportkurse gehen unter der Woche bis 23.30 Uhr. „Und selbst für diese Kurstermine gibt es lange Wartelisten“, sagt sie. Und: „Auch ein Losverfahren würde nicht mehr Kursplätze schaffen.“
Das ist allerdings auch nicht der Anspruch eines Losverfahrens. Vielmehr wäre durch dieses Verfahren mehr Studierenden eine realistische Möglichkeit geboten, sich für Kurse anzumelden. Zudem gibt es schon seit Jahren ein gut funktionierendes Losverfahren an der RWTH. Das Sprachenzentrum (SZ) vergibt die Sprachkurse nicht automatisch an diejenigen, die sich zuerst anmelden. Stattdessen hat man eine Woche Zeit, um sich bei den Sprachkursen an der RWTH anzumelden, und kann seine Anmeldung innerhalb dieser Woche auch weiterhin bearbeiten. Sobald die Anmeldephase fertig ist, verteilt ein System die Kursplätze, möglichst nach Präferenz, an die Studierenden. Dabei wird kein Unterschied gemacht, ob man sich zu Beginn des Anmeldefensters beworben hat oder am Ende. Statt also um Punkt 16 Uhr panisch den nächsten Computer zu suchen, hätte man Zeit, sich in Ruhe zu seinen Sportkursen anzumelden.
Das HSZ hält dagegen, dass ein Losverfahren nach Vorbild des Sprachenzentrums keine Alternative wäre. Zu langwierig wäre dieses Verfahren mit der einwöchigen Laufzeit; man könne dann nicht mehr angemessen auf unerwartete Spitzen bei der Anmeldung reagieren und weitere Sportkurse einrichten. Aber selbst ein Losverfahren, das nur wenige Stunden geöffnet ist, würde schon für mehr Fairness im Vergabeverfahren sorgen. Ganz abgesehen davon, dass Serverausfälle, wie sie etwa in diesem Jahr vorgekommen sind, erheblich weniger schlimm sind, wenn die Anmeldung über einen längeren Zeitraum läuft.
Die Verantwortlichen des HSZ geloben hier Besserung. Serverausfälle wie in diesem Jahr sollen in Zukunft vermieden werden, wofür die Server schon aufgerüstet wurden. Auch wird darüber nachgedacht, die Anmeldung zu staffeln, um die Server etwas zu entlasten. Am Verfahren selbst soll allerdings nichts geändert werden. Hier soll auch in Zukunft gelten: wer zuerst kommt, mahlt zuerst.
Zweiter Anmeldezeitraum als Entlastungsmöglichkeit
Auch die Studierendenvertreter des Sportreferats verteidigen das System. Sie sehen die Schuld am Anmeldehorror ebenfalls nicht am Verfahren, sondern am Mangel an Plätzen. Als Entlastungsmöglichkeit wurde vor einiger Zeit der Zweite Anmeldezeitraum geschaffen. Die Kurse des HSZ werden nicht für das ganze Semester angeboten, sondern in zwei Zeiträume mit jeweils sechs Terminen gestaffelt. So gibt es auch dieses Semester ab dem 5. Dezember noch einmal die Chance, einen der heiß begehrten Kursplätze zu ergattern – sofern man um 16 Uhr am PC sitzt.